Die Auswahl des richtigen Molded Case Circuit Breaker (MCCB) für Ihren Schaltschrank ist eine wichtige technische Entscheidung, die sich direkt auf die Sicherheit, Zuverlässigkeit und Leistung des Systems auswirkt. Ein falsch ausgewählter MCCB kann zu unerwünschten Auslösungen, unzureichendem Schutz, Geräteschäden oder sogar katastrophalen Ausfällen führen. Dieser umfassende Leitfaden führt Sie durch die wesentlichen Faktoren und den schrittweisen Prozess zur Auswahl eines MCCB, der perfekt zu den Anforderungen Ihres elektrischen Systems passt.
Was ist ein MCCB und warum ist er für elektrische Schalttafeln so wichtig?
Ein Molded Case Circuit Breaker (MCCB) ist ein wichtiges elektrisches Schutzgerät, das in einem robusten, isolierten Gehäuse untergebracht ist. Im Gegensatz zu Leitungsschutzschaltern (MCBs) können MCCBs höhere Stromstärken bewältigen (typischerweise 16A bis 2500A) und bieten überlegene Schutzfunktionen für Stromverteilungssysteme.
MCCBs erfüllen mehrere wichtige Funktionen in Schalttafelanwendungen:
- Schutz vor Überlastbedingungen, die Leiter und Geräte beschädigen könnten
- Kurzschlussschutz zur Vermeidung katastrophaler Fehlerschäden
- Erdschlussschutz (in ausgestatteten Modellen)
- Elektrische Isolierung für Wartungssicherheit
- Zuverlässige Schaltvorgänge unter verschiedenen Lastbedingungen
Die Hauptaufgabe eines MCCB besteht darin, den Stromfluss automatisch zu unterbrechen, wenn Überstrombedingungen erkannt werden:
- Verhinderung von thermischen Schäden an Leitern und Isolierung
- Schutz der angeschlossenen Geräte vor zerstörerischen Fehlerströmen
- Minimierung des Risikos von Elektrobränden
- Gewährleistung der Zuverlässigkeit des Gesamtsystems
Wichtige Faktoren, die bei der Auswahl eines MCCB für eine Schalttafel zu berücksichtigen sind
1. Aktuelle Rating-Anforderungen
Der Nennstrom ist der wichtigste Parameter bei der Auswahl eines MCCB:
- Nennstrom (In): Dies ist der maximale Dauerstrom, den der MCCB unter bestimmten Referenzbedingungen ohne Auslösung übertragen kann. Der Nennstrom des MCCB muss größer oder gleich dem Auslegungsstrom (Ib) Ihres Stromkreises sein.
- Berechnung des Bemessungsstroms:
- Für einphasige AC-Lasten: Ib = P/(V×PF)
- Für dreiphasige AC-Lasten: Ib = P/(√3×VL-L×PF)
- Für DC-Lasten: Ib = P/V
- Kontinuierliche Lastdimensionierung: Für Dauerlasten (Betrieb über 3 Stunden) ist es üblich, einen MCCB mit einer Nennleistung von mindestens 125% des berechneten Dauerlaststroms zu wählen: In ≥ 1,25 × Ib. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass MCCBs in Gehäusen aufgrund von thermischen Beschränkungen typischerweise auf 80% ihrer Nennleistung für den Dauerbetrieb begrenzt sind.
- Rahmengröße (Inm): Dies gibt die maximale Stromstärke an, die ein bestimmter MCCB-Rahmen aufnehmen kann. Zum Beispiel kann ein 250AF (Ampere Frame) MCCB mit In-Einstellungen von 100A bis 250A erhältlich sein.
- Berücksichtigung der Umgebungstemperatur: MCCBs werden in der Regel für eine Referenztemperatur (in der Regel 40°C) kalibriert. Bei höheren Umgebungstemperaturen müssen gemäß den Herstellerangaben Derating-Faktoren angewendet werden.
2. Auswahl der Nennspannung
Die Spannungsnennwerte des MCCB müssen den Betriebsanforderungen Ihres Systems entsprechen oder diese übertreffen:
- Nenn-Betriebsspannung (Ue): Die Spannung, für die der MCCB ausgelegt ist, um zu arbeiten und Fehler zu unterbrechen. Übliche Werte sind 230V, 400V, 415V, 440V, 525V, 600V und 690V. Der Ue-Wert des ausgewählten MCCB muss größer oder gleich der Nennspannung Ihres Systems sein.
- Bemessungsisolationsspannung (Ui): Die maximale Spannung, der die Isolierung des MCCB unter Prüfbedingungen standhalten kann. Dieser Wert ist in der Regel höher als Ue (z. B. 800 V, 1000 V) und bietet eine Sicherheitsmarge gegen Überspannungen bei Netzfrequenzen.
- Bemessungs-Stoßspannungsfestigkeit (Uimp): Der Spitzenwert einer genormten Stoßspannung (typischerweise 1,2/50 μs Wellenform), dem der MCCB ohne Ausfall standhalten kann. Dieser Wert (z. B. 6 kV, 8 kV, 12 kV) ist entscheidend für die Gewährleistung der Zuverlässigkeit in Umgebungen, die anfällig für transiente Überspannungen durch Blitzschlag oder Schaltvorgänge sind.
3. Anforderungen an die Schaltleistung
Das Ausschaltvermögen definiert die Fähigkeit des MCCB, Fehlerströme sicher zu unterbrechen, ohne zerstört zu werden:
- Bruchfestigkeit (Icu): Der maximale voraussichtliche Kurzschlussstrom, den der MCCB unter bestimmten Prüfbedingungen sicher unterbrechen kann. Nach der Unterbrechung eines Fehlers auf diesem Niveau ist der MCCB möglicherweise ohne Inspektion oder Austausch nicht mehr für den weiteren Betrieb geeignet. Die entscheidende Regel ist, dass Icu größer oder gleich dem berechneten prospektiven Kurzschlussstrom (PSCC) am Installationspunkt sein muss.
- Ausschaltvermögen (Ics): Der maximale Fehlerstrom, den der MCCB unterbrechen kann und danach in betriebsfähigem Zustand bleibt. Ics wird normalerweise als Prozentsatz von Icu ausgedrückt (25%, 50%, 75% oder 100%). Für kritische Anwendungen, bei denen die Kontinuität des Betriebs von größter Bedeutung ist, wählen Sie einen MCCB mit Ics = 100% von Icu und Ics ≥ PSCC.
- Prospektive Kurzschlussstromberechnung (PSCC):
- PSCC = V/Ztotal, wobei V die Systemspannung und Ztotal die Gesamtimpedanz des elektrischen Systems von der Quelle bis zum MCCB ist.
- Zu den wichtigsten Faktoren, die sich auf die PSCC auswirken, gehören die Leistung und Impedanz des Transformators, die Kabellänge und -größe sowie andere vorgeschaltete Komponenten.
- Für Worst-Case-Berechnungen sind die Obergrenze der Spannungsschwankung und die Untergrenze der Impedanztoleranz des Transformators zu berücksichtigen.
- Herstellungskapazität (Icm): Der maximale asymmetrische Spitzenstrom, bei dem der MCCB ohne Schaden schließen kann. IEC 60947-2 spezifiziert Icm als einen Faktor von Icu, wobei der Faktor vom Leistungsfaktor des Stromkreises abhängt.
4. Art und Merkmale der Auslöseeinheit
Der Auslöser ist das "Gehirn" des MCCB, das für die Erkennung von Fehlerzuständen und die Auslösung verantwortlich ist:
Technologien für Auslöseeinheiten:
- Thermisch-magnetische Auslöseeinheiten (TMTU):
- Verwendung eines Bimetallelements für den Überlastschutz (thermisch) und eines elektromagnetischen Elements für den Kurzschlussschutz (magnetisch)
- Wirtschaftlicher, aber weniger einstellbar als elektronische Geräte
- Empfindlich gegenüber Schwankungen der Umgebungstemperatur
- Elektronische Auslöseeinheiten (ETU):
- Verwendung von Stromwandlern und Mikroprozessoren für präziseren Schutz
- Bietet umfangreiche Einstellmöglichkeiten und zusätzliche Schutzfunktionen
- Bietet Funktionen wie Messung, Kommunikation und Diagnose
- Stabiler bei Temperaturschwankungen
Reisemerkmalstypen:
- Typ B MCCBs: Magnetische Auslösung bei 3-5-fachem Nennstrom. Geeignet für ohmsche Lasten wie Heizelemente und Beleuchtung, bei denen die Einschaltströme gering sind.
- Typ C MCCBs: Auslösung beim 5-10-fachen des Nennstroms. Universell einsetzbar für gewerbliche und industrielle Anwendungen mit mäßigen induktiven Lasten wie kleinen Motoren oder Leuchtstoffröhren.
- Typ D MCCBs: Auslösung beim 10-20-fachen des Nennstroms. Konzipiert für Stromkreise mit hohen Einschaltströmen, wie z. B. große Motoren, Transformatoren und Kondensatorbatterien.
- Typ K MCCBs: Auslösung bei etwa dem 10-12-fachen des Nennstroms. Ideal für unternehmenskritische induktive Lasten, die eine hohe Einschaltstromstärke bei häufigen Starts erfordern, wie z. B. Förderanlagen oder Pumpen.
- Typ Z MCCBs: Auslösung bereits beim 2-3fachen des Nennstroms. Hochsensibler Schutz für Elektronik und unternehmenskritische Geräte, bei denen selbst kurze Überlastungen Schäden verursachen können.
Schutzfunktionen der elektronischen Auslöseeinheit (LSI/LSIG):
- L - Lange Zeitverzögerung (Überlast): Schützt vor anhaltenden Überströmen.
- Ir (Tonabnehmer): Normalerweise 0,4 bis 1,0 × In
- tr (Verzögerung): Inverses Zeitverhalten (z. B. 3s bis 18s bei 6 × Ir)
- S - Kurzzeitverzögerung: Für höhere Stromfehler mit Koordinierungsbedarf.
- Isd (Pickup): Normalerweise 1,5 bis 10 × Ir
- tsd (Verzögerung): 0,05 bis 0,5 Sekunden (mit oder ohne I²t-Funktion)
- I - Unmittelbar: Für die sofortige Reaktion auf schwere Kurzschlüsse.
- Ii (Tonabnehmer): Typischerweise 1,5 bis 15 × In
- G - Erdschluss (falls vorhanden):
- Ig (Impulsaufnehmer): Normalerweise 0,2 bis 1,0 × In oder feste mA-Werte
- tg (Verzögerung): 0,1 bis 0,8 Sekunden
5. Anzahl der Pole Auswahl
Die Anzahl der Pole bestimmt, welche Leiter der MCCB schützen und isolieren kann:
- Einphasige Systeme:
- Leitung-Neutral (L-N): 1-poliger oder 2-poliger MCCB
- Leitung-zu-Leitung (L-L): 2-poliger MCCB
- Dreiphasige Systeme:
- Dreileiter (kein Nullleiter): 3-poliger MCCB
- Vierdrähtig (mit Nullleiter): 3-poliger oder 4-poliger MCCB, je nach Erdungsanlage
- Überlegungen zur Erdung des Systems:
- TN-C: 3-poliger MCCB (PEN-Leiter darf normalerweise nicht geschaltet werden)
- TN-S: 3-poliger MCCB mit festem Nulleiter oder 4-polig, wenn eine Nulleiterisolierung erforderlich ist
- TT: 4-poliger MCCB für vollständige Isolierung dringend empfohlen
- IT (mit verteiltem Nullleiter): 4-poliger MCCB vorgeschrieben
6. Physikalisches Design und Installationsüberlegungen
Die physikalischen Aspekte der MCCBs haben einen erheblichen Einfluss auf die Installations- und Wartungsanforderungen:
Montageoptionen:
- Feste Montage: MCCB, der direkt mit der Schalttafelstruktur verschraubt ist. Am wirtschaftlichsten, erfordert aber eine vollständige Abschaltung für den Austausch.
- Steckbare Montage: Der MCCB wird in einen festen Sockel eingesteckt, was einen schnelleren Austausch ohne Störung der Verdrahtung ermöglicht. Mittlere Kosten.
- Ausziehbare Montage: MCCB im Einschubgehäuse für Isolierung und Austausch mit minimaler Unterbrechung. Höchste Kosten, aber maximale Betriebszeit für kritische Schaltungen.
- DIN-Schienen-Montage: Verfügbar für kleinere MCCBs. Einfache Installation auf Standard 35mm Schienen.
Verbindungen und Abschlüsse:
- Lug-Typen: Zu den Optionen gehören mechanische Laschen, Drucklaschen, verlängerte Spreizer und Stromschienenverbinder.
- Drahtdimensionierung: Stellen Sie sicher, dass die Klemmen mit den erforderlichen Leitergrößen kompatibel sind.
- Anforderungen an das Drehmoment: Entscheidend für zuverlässige Verbindungen - Herstellerangaben beachten.
- Drahtbiegeraum: Muss den Mindestanforderungen an den Biegeradius entsprechen.
Umweltfaktoren:
- Temperatur in der Umgebung: Beeinflusst die Strombelastbarkeit.
- Höhenlage: Der Betrieb in Höhen über 2000 m erfordert eine Herabsetzung der Strom- und Spannungswerte.
- Gehäusetyp und IP-Schutzart: Beeinträchtigt die Wärmeleistung und den Schutz vor Verunreinigungen.
- Grad der Verschmutzung: Klassifiziert die zu erwartenden Umweltbedingungen.
7. Elektrische Koordinierung mit anderen Schutzeinrichtungen
Durch die richtige Koordinierung wird sichergestellt, dass nur die Schutzeinrichtung, die sich am nächsten an einem Fehler befindet, ausgelöst wird, wodurch der Umfang des Ausfalls minimiert wird:
Selektivität (Diskriminierung) Methoden:
- Aktuelle Selektivität: Einstellung höherer Stromschwellen für vorgelagerte Geräte als für nachgelagerte Geräte.
- Zeitliche Selektivität: Einführung von absichtlichen Zeitverzögerungen bei der Auslösung von vorgelagerten Geräten.
- Selektivität der Energie: Nutzung von Strombegrenzungseigenschaften und Energiedurchlasswerten.
- Zonenselektives Stellwerk (ZSI): Kommunikation zwischen Leistungsschaltern zur Optimierung von Auslöseentscheidungen.
Kaskadierung (Back-up-Schutz):
- Ermöglicht den Schutz nachgeschalteter Leistungsschalter mit geringerem Ausschaltvermögen durch vorgeschaltete strombegrenzende Leistungsschalter.
- Muss durch Tests und Tabellen des Herstellers überprüft werden.
- Kann wirtschaftlich sein, kann aber die Selektivität beeinträchtigen.
8. Zubehör und zusätzliche Merkmale
MCCBs können mit verschiedenen Zubehörteilen ausgestattet werden, um die Funktionalität zu erhöhen:
- Shunt-Auslösung: Elektrische Fernauslösung möglich.
- Unterspannungsauslöser: Wird ausgelöst, wenn die Spannung unter den voreingestellten Wert fällt.
- Hilfskontakte: Zeigt den Status des offenen/geschlossenen MCCB an.
- Alarm Kontakte: Signal, wenn der MCCB aufgrund eines Fehlers ausgelöst hat.
- Motorbediener: Erlaubt den elektrischen Fernbetrieb.
- Drehbare Griffe: Manuelle Bedienung, oft an der Tür montiert.
- Klemmenabdeckungen: Verbesserung der Personalsicherheit.
- Kommunikationsmodule: Ermöglicht die Integration mit Gebäudemanagement- oder SCADA-Systemen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Auswahl des richtigen MCCB
Schritt 1: Bewerten Sie Ihr elektrisches System und die Lastanforderungen
Bevor Sie einen MCCB auswählen, sollten Sie die folgenden wichtigen Informationen sammeln:
- System-Parameter:
- Nennspannung und -frequenz
- Anzahl der Phasen und Anordnung der Erdung des Systems
- Merkmale der vorgeschalteten Stromquelle (Transformator kVA, %Z)
- Bedingungen der Installationsumgebung
- Bemessungsstrom (Ib) berechnen:
- Für eine einzelne Last: Verwenden Sie die entsprechende Formel auf der Grundlage von Nennleistung, Spannung und Leistungsfaktor.
- Bei mehreren Lasten: Summe der einzelnen Ströme (ggf. Gleichzeitigkeitsfaktoren berücksichtigen)
- 25% Marge für Dauerlasten hinzufügen
- Berechnung des prospektiven Kurzschlussstroms (PSCC):
- Transformatorleistung und Impedanz berücksichtigen
- Berücksichtigung der Kabelimpedanz
- Andere vorgelagerte Impedanzen einbeziehen
- Verwenden Sie Worst-Case-Parameter für maximale Sicherheit
Schritt 2: Bestimmen der Spannungswerte und der Anzahl der Pole
- Wählen Sie geeignete Spannungswerte:
- Sicherstellung der Betriebsspannung (Ue) ≥ Systemspannung
- Prüfen Sie, ob die Isolationsspannung (Ui) und die Stoßspannungsfestigkeit (Uimp) geeignet sind.
- Wählen Sie die richtige Anzahl von Pole:
- Je nach Systemtyp (einphasig, dreiphasig)
- Berücksichtigen Sie die Anforderungen an das Erdungssystem für die Neutralschaltung
Schritt 3: Wählen Sie den Nennstrom und die Schaltleistung
- Nennstrom (In) bestimmen:
- Sicherstellen, dass In ≥ Bemessungsstrom (Ib)
- Für Dauerlasten ist der Faktor 125% (In ≥ 1,25 × Ib) anzuwenden.
- Berücksichtigung des künftigen Kapazitätsbedarfs (zusätzliche 25-30%)
- Geeignete Schaltleistung auswählen:
- Sicherstellen, dass die Bruchlast (Icu) ≥ der berechneten PSCC ist.
- Bei kritischen Anwendungen muss das Ausschaltvermögen (Ics) ≥ PSCC sein.
- Berücksichtigung der Kritikalität des Systems bei der Bestimmung der erforderlichen Ics als Prozentsatz der Icu
- Wählen Sie die geeignete Rahmengröße (Inm):
- Auf der Grundlage des erforderlichen In und der Schaltleistung
- Berücksichtigung räumlicher Beschränkungen
Schritt 4: Anwendung notwendiger Derating-Faktoren
- Temperaturreduzierung:
- Wenn die Umgebungstemperatur die Referenztemperatur überschreitet (typischerweise 40°C)
- Verwenden Sie die Derating-Kurven/Tabellen des Herstellers
- Höhenreduzierung:
- Für Anlagen über 2000m
- Beeinflusst sowohl Strom- als auch Spannungswerte
- Gruppenbezogene Leistungsminderung:
- Wenn mehrere MCCBs dicht nebeneinander installiert sind
- Anwendung des Bemessungsdiversitätsfaktors (RDF) entsprechend der Schaltschrankkonstruktion
- Auswirkungen auf das Gehäuse:
- Belüftung und IP-Schutzart des Gehäuses berücksichtigen
- Kann eine zusätzliche Temperaturabsenkung erfordern
Schritt 5: Auswahl des Auslösertyps und der Schutzeinstellungen
- Wählen Sie zwischen thermisch-magnetischem oder elektronischem Auslöser:
- Basierend auf den Anforderungen der Anwendung, dem Budget und den gewünschten Funktionen
- Berücksichtigung des Bedarfs an Anpassungsfähigkeit, Kommunikation und Präzision
- Wählen Sie eine geeignete Auslösekurve oder Kennlinie:
- Je nach Lasttyp (Widerstand, Motor, Transformator, Elektronik)
- Einschaltstromanforderungen berücksichtigen
- Konfigurieren Sie die Schutzeinstellungen (für elektronische Auslöser):
- Einstellung des Überlastschutzes (Ir) basierend auf dem tatsächlichen Laststrom
- Konfigurieren Sie den Kurzschlussschutz (Isd, Ii) auf der Grundlage von Fehlerberechnungen
- Erdschlussschutz (Ig) einstellen, falls vorhanden
Schritt 6: Sicherstellen der Koordination mit anderen Schutzvorrichtungen
- Überprüfung der Selektivität mit vor- und nachgeschalteten Geräten:
- Selektivitätstabellen des Herstellers verwenden
- Analysieren von Zeit-Strom-Kurven
- Anwendung einer geeigneten Selektivitätsmethode (Strom, Zeit, Energie, ZSI)
- Prüfen Sie gegebenenfalls die Kaskadierungsanforderungen:
- Überprüfen Sie die Kaskadentabellen des Herstellers
- Schutz der nachgeschalteten Geräte gewährleisten
Schritt 7: Abschließen der physischen und Installationsanforderungen
- Bestätigen Sie, dass die physischen Abmessungen dem verfügbaren Platz entsprechen.:
- Maßzeichnungen des Herstellers prüfen
- Für ausreichende Abstände sorgen
- Montageart wählen:
- Feststehend, einsteckbar oder ausziehbar je nach Wartungsbedarf
- Abwägung der Lebenszykluskosten gegenüber der Erstinvestition
- Wählen Sie geeignete Klemmenanschlüsse:
- Je nach Leitertyp, Größe und Menge
- Berücksichtigen Sie den Zugang zur Installation und Wartung
Schritt 8: Erforderliches Zubehör auswählen
- Erforderliche Hilfsfunktionen identifizieren:
- Bedarf an Fernsteuerung/Überwachung
- Anforderungen an die Sicherheitsverriegelung
- Integration in Automatisierungssysteme
- Wählen Sie geeignetes Zubehör:
- Arbeitsstromauslöser, Unterspannungsauslöser, Hilfskontakte
- Mechanische Verriegelungen, Griffe, Klemmenabdeckungen
- Kommunikationsmodule, falls erforderlich
Häufig zu vermeidende Fehler bei der Auswahl von MCCBs
Unterdimensionierung des MCCB
Die Auswahl eines MCCB mit unzureichendem Nennstrom kann zu folgenden Problemen führen:
- Unerwünschte Auslösungen während des normalen Betriebs
- Vorzeitige Alterung der Geräte
- Verkürzte Lebensdauer der Geräte
- Unnötige Produktionsausfallzeiten
Ignorieren der Anforderungen an die Schaltleistung
Ein MCCB mit unzureichender Schaltleistung kann:
- Bei einer Störung katastrophal versagen
- ernsthafte Sicherheitsrisiken schaffen
- umfangreiche Geräteschäden zu verursachen
- führen zu längeren Ausfallzeiten und kostspieligen Reparaturen
Übersehene Koordinierung mit anderen Schutzeinrichtungen
Eine gute Koordination ist gewährleistet:
- Nur der Unterbrecher, der dem Fehler am nächsten ist, löst aus.
- Minimale Beeinträchtigung des übrigen Systems
- Schnellere Fehlerisolierung und Wiederherstellung
- Verbesserte Systemzuverlässigkeit
Vernachlässigung von Umweltaspekten
Die Leistung des MCCB wird beeinflusst durch:
- Umgebungstemperatur (erfordert ein Derating bei hohen Temperaturen)
- Luftfeuchtigkeit und Verschmutzungsgrad
- Höhenlage (erfordert eine Herabsetzung über 2000 m)
- Belüftung des Gehäuses und Wärmeableitung
Falsche Auswahl der Auslösekurve
Die Verwendung der falschen Auslösekurve für Ihre Anwendung kann dazu führen:
- Unerwünschte Auslösung bei normalen Einschaltvorgängen
- Unzureichender Schutz für empfindliche Lasten
- Unkoordinierte Schutzmaßnahmen
- Beeinträchtigte Systemzuverlässigkeit
Spezielle Überlegungen für verschiedene Panel-Anwendungen
Industrie-Panel-Anwendungen
Bei Industrietafeln sollten Sie Prioritäten setzen:
- Höhere Schaltleistungen für industrielle Umgebungen
- Motorschutzfunktionen
- Robuste Konstruktion für raue Umgebungen
- Koordinierung mit Motorstartern und Schützen
- Selektive Auslösung für die Kontinuität kritischer Dienste
Gewerbliche Bauplatten
Für kommerzielle Anwendungen ist dies zu berücksichtigen:
- Kaskadierbarkeit für wirtschaftlichen Schutz
- Mess- und Überwachungsfunktionen
- Platzsparende Konstruktionen
- Wartungsanforderungen und Zugänglichkeit
- Einhaltung der gewerblichen Bauvorschriften
Kritische Leistungspaneele
Für kritische Anwendungen wie Krankenhäuser oder Rechenzentren:
- Selektivität und Unterscheidung zwischen Unterbrechern ist wichtig (Ics = 100% Icu)
- Fernbedienungs- und Überwachungsfunktionen
- Erweiterte Kommunikationsfunktionen
- Höhere Anforderungen an die Zuverlässigkeit
- Redundante Schutzsysteme
Berechnungsbeispiel für die Dimensionierung von MCCBs
Gehen wir die Auswahl eines MCCB für einen 50 PS, 415V, 3-phasigen Motorschaltschrank durch:
- Berechnung des Volllaststroms:
- Ein 50-PS-Motor bei 415 V, 3 Phasen hat einen Volllaststrom von ca. 68 A
- Sicherheitszuschlag für Dauerbetrieb anwenden:
- 68A × 1,25 = 85A Minimum
- Einschaltstromstoß des Motors berücksichtigen:
- Der Direktstart kann das 6-8fache des Volllaststroms aufnehmen
- Erforderlicher MCCB mit magnetischer Auslöseeinstellung über dem Anlaufstrom
- Bestimmung der erforderlichen Schaltleistung:
- Angenommen, der verfügbare Fehlerstrom beträgt 25 kA
- Erforderliches Schaltvermögen: 25kA × 1,25 = 31,25kA
- Endgültige MCCB-Auswahl:
- 100A MCCB mit 35kA Ausschaltvermögen
- Thermisch-magnetische Auslösekurve Typ D oder elektronischer Auslöser mit für den Motorstart angepassten Einstellungen
- 415V Nennspannung, 3-polige Konfiguration
- Erwägen Sie zusätzliche Funktionen wie Hilfskontakte zur Statusüberwachung
Schlussfolgerung: Optimale MCCB-Auswahl für Ihr Panel
Die Auswahl des richtigen MCCB für Ihre Schalttafel erfordert einen systematischen Ansatz, bei dem mehrere technische Faktoren berücksichtigt werden, darunter Nennstrom, Nennspannung, Ausschaltvermögen, Auslösecharakteristik, Polkonfiguration und physikalische Überlegungen. Wenn Sie den in diesem Leitfaden beschriebenen schrittweisen Prozess befolgen, können Sie sicherstellen, dass Ihr elektrisches System geschützt und zuverlässig ist und den einschlägigen Normen entspricht.
Beachten Sie bei der Auswahl eines MCCB diese wichtigen Punkte:
- Bemessen Sie den MCCB auf der Grundlage des berechneten Laststroms zuzüglich einer angemessenen Sicherheitsmarge.
- Sicherstellen, dass das Ausschaltvermögen den maximal zu erwartenden Fehlerstrom übersteigt
- Wählen Sie die für Ihren speziellen Lasttyp geeigneten Fahrtenmerkmale
- Koordination mit anderen Schutzeinrichtungen berücksichtigen
- Berücksichtigen Sie die Umgebungsbedingungen und wenden Sie eine angemessene Leistungsreduzierung an.
- Auswahl der physischen Konfiguration und des Zubehörs je nach Anwendungsbedarf
Halten Sie sich immer an die einschlägigen elektrischen Vorschriften und Normen, einschließlich NEC, IEC oder lokale Vorschriften. Bei kritischen Anwendungen oder komplexen Systemen sollten Sie einen qualifizierten Elektroingenieur oder das technische Supportteam des MCCB-Herstellers zu Rate ziehen.
Die Zeit, die Sie in die richtige Auswahl der MCCBs investieren, zahlt sich durch erhöhte Systemsicherheit, Zuverlässigkeit und Leistung über den gesamten Lebenszyklus Ihrer elektrischen Anlage aus.
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