Ein Bauarbeiter berührt eine defekte Bohrmaschine. Strom beginnt, durch seinen Körper zur Erde zu fließen – 28 Milliampere, dann 35. Genug, um sein Herz zum Stillstand zu bringen.
Aber bevor das Kammerflimmern beginnt, wird der Stromkreis unterbrochen. Der RCD in der temporären Schalttafel erkannte eine Unwucht von 30 mA und trennte die Stromversorgung in 28 Millisekunden. Der Arbeiter lässt die Bohrmaschine fallen, erschüttert, aber lebend. Der MCB neben diesem RCD? Er registrierte den Fehlerstrom, tat aber nichts – weil dies nicht seine Aufgabe war. Der Strom, der durch den Körper des Arbeiters floss, war winzig im Vergleich zu dem, was einen MCB auslöst, aber mehr als genug, um zu töten.
Dies ist der grundlegende Unterschied zwischen RCD- und MCB-Schutz. RCDs erkennen winzige Stromlecks, die Menschen durch Stromschlag gefährden können. MCBs erkennen massive Überströme, die Drähte schmelzen und Brände verursachen können. Gleiche Schalttafel, unterschiedliche Bedrohungen, völlig unterschiedliche Schutzmechanismen.
Diese beiden Geräte zu verwechseln – oder schlimmer noch, zu glauben, dass eines das andere ersetzen kann – erzeugt Lücken in Ihrem elektrischen Schutz, die tödlich sein können. Dieser Leitfaden erklärt genau, wie RCDs und MCBs funktionieren, wann sie jeweils verwendet werden und warum optimale Sicherheit oft erfordert, dass beide zusammenarbeiten.
RCD vs. MCB: Schneller Vergleich
Bevor wir in technische Details eintauchen, hier ist, was diese beiden wesentlichen Schutzgeräte unterscheidet:
| Faktor | RCD (Fehlerstrom-Schutzeinrichtung) | MCB (Miniatur-Leitungsschutzschalter) |
|---|---|---|
| Primärer Schutz | Stromschlag (schützt Personen) | Überstrom & Kurzschluss (schützt Stromkreise) |
| Erkennt | Stromungleichgewicht zwischen stromführendem Leiter und Neutralleiter (Fehlerstrom) | Gesamtstrom, der durch den Stromkreis fließt |
| Empfindlichkeit | 10 mA bis 300 mA (typischerweise 30 mA für Personenschutz) | 0,5 A bis 125 A (abhängig von der Stromkreisnennleistung) |
| Antwort Zeit | 25-40 Millisekunden bei Bemessungsfehlerstrom | Thermisch: Sekunden bis Minuten; Magnetisch: 5-10 Millisekunden |
| Test-Taste | Ja (muss vierteljährlich geprüft werden) | Keine Testtaste |
| Normen | IEC 61008-1:2024 (RCCB), IEC 61009-1:2024 (RCBO) | IEC 60898-1:2015+A1:2019 |
| Typen | AC, A, F, B (basierend auf der Wellenform), S (zeitverzögert) | B, C, D (basierend auf der magnetischen Auslöseschwelle) |
| Schützt NICHT vor | Überlastung oder Kurzschluss | Stromschlag durch Fehlerstrom |
| Typische Anwendung | Feuchte Bereiche, Steckdosen, Baustellen, TT-Erdung | Allgemeiner Stromkreisschutz, Beleuchtung, Stromverteilung |
Fazit: Ein RCD ohne MCB macht Ihre Stromkreise anfällig für Überlastung und Feuer. Ein MCB ohne RCD macht Menschen anfällig für Stromschläge. Sie benötigen fast immer beides.
Was ist ein RCD (Residual Current Device)?
Ein Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD)– auch genannt Fehlerstromschutzschalter (RCCB) oder Ground Fault Circuit Interrupter (GFCI) in Nordamerika – ist eine elektrische Sicherheitsvorrichtung, die entwickelt wurde, um Stromschläge zu verhindern, indem sie abnormalen Stromfluss zur Erde erkennt. Geregelt durch IEC 61008-1:2024 für eigenständige RCCBs und IEC 61009-1:2024 für RCBOs (kombinierter RCD+MCB), sind RCDs in vielen Gerichtsbarkeiten für Stromkreise vorgeschrieben, in denen Personen mit freiliegenden leitfähigen Teilen in Kontakt kommen oder Geräte unter feuchten Bedingungen bedienen können.
Der “Fehlerstrom”, den das Gerät überwacht, ist die Differenz zwischen dem Strom, der durch den stromführenden Leiter fließt, und dem Strom, der durch den Neutralleiter zurückfließt. Unter normalen Bedingungen sind diese beiden Ströme gleich – jedes Elektron, das austritt, muss über den Neutralleiter zurückkehren. Aber wenn etwas schief geht – eine Person berührt einen stromführenden Draht, ein Werkzeuggehäuse wird unter Spannung gesetzt, die Isolierung in einem Gerät versagt – findet ein Teil des Stroms einen alternativen Weg zur Erde. Dieses Ungleichgewicht ist der Fehlerstrom, und er wird vom RCD erkannt.
Hier ist, warum RCDs Leben retten: Die menschliche Muskelkontrolle geht bei etwa 10-15 mA Stromfluss durch den Körper verloren. Kammerflimmern (Herzstillstand) beginnt bei etwa 50-100 mA, die eine Sekunde lang anhalten. Ein typischer RCD für den Personenschutz ist mit 30 mA und einer Auslösezeit von 25-40 Millisekunden ausgelegt. Er trennt den Stromkreis, bevor genügend Strom lange genug fließt, um Ihr Herz zum Stillstand zu bringen.
RCDs schützen nicht vor Überstrom oder Kurzschlüssen. Wenn Sie einen Stromkreis überlasten, der nur durch einen RCD geschützt ist – z. B. durch Anschließen eines 3.000-W-Heizgeräts an einen 13-A-Steckdosenstromkreis – bleibt der RCD inaktiv, während das Kabel überhitzt. Das ist die Aufgabe des MCB. RCDs haben eine Mission: Stromlecks zur Erde erkennen und auslösen, bevor jemand getötet wird.
Pro-Tipp #1: Wenn ein RCD auslöst und sich nicht zurücksetzen lässt, erzwingen Sie dies nicht weiter. Irgendetwas verursacht einen Stromverlust – ein beschädigtes Gerät, Feuchtigkeit in einer Anschlussdose oder eine verschlechterte Kabelisolierung. Finden und beheben Sie zuerst den Fehler. Das Umgehen oder Ersetzen des RCD, ohne die Ursache zu beheben, ist ein Glücksspiel mit dem Leben eines Menschen.
So funktionieren RCDs: Das lebensrettende Erkennungssystem
In jedem RCD befindet sich ein bemerkenswert elegantes Gerät: ein Ringkerntransformator (auch Differentialtransformator genannt). Dieser Transformator vergleicht kontinuierlich den Strom im stromführenden Leiter mit dem Strom im Neutralleiter. So funktioniert es:
Der Normalzustand (keine Auslösung)
Sowohl der stromführende als auch der Neutralleiter verlaufen durch die Mitte eines Ringkerns aus Ferrit. Im Normalbetrieb fließen 5 A durch den stromführenden Draht, und genau 5 A kehren durch den Neutralleiter zurück. Diese beiden Ströme erzeugen Magnetfelder im Ringkern, die in ihrer Größe gleich, aber in ihrer Richtung entgegengesetzt sind – sie heben sich gegenseitig auf. Es existiert kein magnetischer Nettofluss im Kern, sodass keine Spannung in der um den Kern gewickelten Messspule induziert wird. Der RCD bleibt geschlossen.
Der Fehlerzustand (Auslösung)
Nun tritt ein Fehler auf: Eine Person berührt ein freiliegendes stromführendes Teil, oder die Kabelisolierung bricht zusammen, sodass 35 mA Strom zur Erde fließen können. Jetzt fließen 5,035 A durch den stromführenden Draht, aber nur 5,000 A kehren durch den Neutralleiter zurück. Die fehlenden 35 mA erzeugen ein Ungleichgewicht – die Magnetfelder heben sich nicht mehr auf. Dieses Ungleichgewicht induziert eine Spannung in der Messspule, die den Auslösemechanismus (normalerweise ein Relais oder ein Magnet) auslöst, wodurch die Kontakte mechanisch geöffnet und der Stromkreis unterbrochen werden.
All dies geschieht in 25 bis 40 Millisekunden bei Bemessungsfehlerstrom (IEC 61008-1 erfordert eine Auslösung innerhalb von 300 ms bei Bemessungs-IΔn und viel schneller bei höheren Fehlerströmen). Bei einem 30-mA-RCD muss das Gerät auslösen, wenn der Fehlerstrom 30 mA erreicht, löst aber typischerweise zwischen 15 mA (50 % der Nennleistung) und 30 mA (100 % der Nennleistung) aus. Bei 150 mA (5× Nennleistung) sinkt die Auslösezeit auf unter 40 Millisekunden.
Die Testtaste
Jeder RCD verfügt über eine Testtaste, die Sie vierteljährlich drücken sollten. Durch Drücken der Testtaste wird ein künstliches Ungleichgewicht erzeugt, indem eine kleine Strommenge um den Ringkerntransformator herumgeleitet wird, wodurch ein Erdschluss simuliert wird. Wenn der RCD beim Drücken der Testtaste nicht auslöst, ist das Gerät defekt und muss sofort ausgetauscht werden. Das Testen ist nicht optional – es ist die einzige Möglichkeit, um zu überprüfen, ob der RCD funktioniert, wenn das Leben eines Menschen davon abhängt.
Was RCDs nicht erkennen können
RCDs haben blinde Flecken. Sie können Folgendes nicht erkennen:
- Phase-zu-Phase-Fehler: Wenn jemand gleichzeitig stromführenden und Neutralleiter berührt (oder zwei Phasen in einem Dreiphasensystem), tritt Strom durch einen Leiter ein und durch einen anderen aus – kein Ungleichgewicht, keine Auslösung.
- Überstrom oder Kurzschlüsse: Ein Kurzschluss zwischen stromführendem und Neutralleiter erzeugt einen massiven Stromfluss, aber wenn er ausgeglichen ist (gleicher Strom rein und raus), sieht der RCD nichts.
- Fehler stromabwärts des RCD: Wenn der Fehler auf der Lastseite des RCD auftritt, aber keine Erdung beinhaltet, hilft der RCD nicht.
Deshalb benötigen Sie MCBs. RCDs sind Spezialisten – sie machen eine Sache brillant, aber sie sind keine vollständige Schutzlösung.
Pro-Tipp #2: Wenn Sie mehrere RCDs in einem System haben und einer immer wieder auslöst, befindet sich der Fehler in einem Stromkreis, der durch diesen spezifischen RCD geschützt ist. Tauschen Sie die RCDs nicht aus in der Hoffnung, dass das Problem verschwindet – suchen Sie den Fehler, indem Sie die Stromkreise nacheinander isolieren, bis Sie die fehlerhafte Last oder das Kabel finden.

RCD-Typen: Anpassen des Geräts an die Last
Nicht alle RCDs sind gleich. Moderne elektrische Lasten – insbesondere solche mit Leistungselektronik – können Fehlerströme erzeugen, die ältere RCD-Designs nicht zuverlässig erkennen. IEC 60755 und die aktualisierten Normen IEC 61008-1:2024 / IEC 61009-1:2024 definieren mehrere RCD-Typen basierend auf der Wellenform, die sie erkennen können:
Typ AC: Nur sinusförmige Wechselspannung
RCDs des Typs AC erkennen nur sinusförmigen Wechselfehlerstrom – die traditionelle 50/60-Hz-Wellenform. Dies war das ursprüngliche RCD-Design und funktioniert perfekt für ohmsche Lasten, einfache Geräte und traditionelle Wechselstrommotoren.
Einschränkung: RCDs des Typs AC können möglicherweise nicht auslösen – oder unzuverlässig auslösen – wenn der Fehlerstrom DC-Komponenten oder hochfrequente Verzerrungen enthält. Viele moderne Geräte (Frequenzumrichter, EV-Ladegeräte, Induktionskochfelder, Solarwechselrichter, LED-Treiber) erzeugen gleichgerichtete oder pulsierende DC-Fehlerströme, die Geräte des Typs AC nicht zuverlässig erkennen können.
Wo es noch akzeptabel ist: Beleuchtungskreise mit Glühlampen oder einfachen Leuchtstofflampen, einfache ohmsche Heizung, Stromkreise, die nur traditionelle Wechselstromgeräte versorgen. Aber auch hier wird Typ A zum sichereren Standard.
Typ A: AC + pulsierende DC
RCDs des Typs A erkennen sowohl sinusförmigen AC-Fehlerstrom als auch pulsierenden DC-Fehlerstrom (halbwellen- oder vollwellengleichgerichtet). Dies macht sie für die meisten modernen Wohn- und Gewerbelasten geeignet, einschließlich einphasiger Geräte mit variabler Drehzahl, Waschmaschinen mit elektronischer Steuerung und moderner Unterhaltungselektronik.
Warum es wichtig ist: Ein Wäschetrockner mit VFD-Motor, ein moderner Kühlschrank mit Inverterkompressor oder ein Induktionskochfeld können unter Fehlerbedingungen pulsierende DC-Fehlerströme erzeugen. Ein RCD des Typs AC löst möglicherweise nicht zuverlässig aus. RCDs des Typs A sind in vielen europäischen Ländern seit 2020+ der Mindeststandard.
Pro-Tipp #3: Wenn Sie einen Schutz für Stromkreise mit drehzahlvariablen Antrieben, Invertergeräten oder modernen HLK-Geräten spezifizieren, verwenden Sie standardmäßig mindestens Typ A. Typ AC ist zunehmend veraltet für alles, was über einfache ohmsche Lasten hinausgeht.
Typ F: Höherer Frequenzschutz
RCDs des Typs F (auch Typ A+ oder Typ A mit erweiterter Frequenzgang genannt) erkennen alles, was Typ A erkennt, plus höherfrequente Fehlerströme und zusammengesetzte Wellenformen. Sie sind für Lasten mit Frequenzumrichtern ausgelegt und in einigen europäischen Normen für Stromkreise spezifiziert, die Geräte mit leistungselektronischen Frontends versorgen.
Typ B: Volles DC- und AC-Spektrum
RCDs des Typs B erkennen sinusförmige AC, pulsierende DC und glatte DC-Fehlerströme bis zu 1 kHz. Glatte DC ist das große Unterscheidungsmerkmal – sie wird von Drehstromgleichrichtern, DC-Schnellladegeräten, Solarwechselrichtern und einigen Industrieantrieben erzeugt.
Warum Typ B für Elektrofahrzeuge entscheidend ist: Ladegeräte für Elektrofahrzeuge (insbesondere DC-Schnellladegeräte und AC-Ladegeräte mit Mode-3-Steuerung) können glatte DC-Fehlerströme erzeugen, die über den Schutzleiter zur Erde fließen. Ein RCD des Typs A erkennt diese Fehler nicht zuverlässig. IEC 62955 definiert Residual DC current Detecting Devices (RDC-DD) speziell für EV-Ladegeräte, und viele Länder fordern Typ B- oder RCD-DD-Schutz für EV-Ladepunkte.
Wann Sie Typ B verwenden müssen:
- EV-Ladegeräte (es sei denn, ein RCD-DD ist in der EVSE installiert)
- Solar-Photovoltaikanlagen mit netzgekoppelten Wechselrichtern
- Industrielle Frequenzumrichter (Drehstromgleichrichter)
- Medizinische Geräte mit erheblichem DC-Leckagepotenzial
Typ S (Selektiv / Zeitverzögert)
RCDs des Typs S haben eine absichtliche Zeitverzögerung (typischerweise 40-100 ms länger als Standard-RCDs), um Selektivität in Systemen mit mehreren kaskadierten RCDs zu gewährleisten. Installieren Sie einen RCD des Typs S stromaufwärts (z. B. am Haupteingang) und Standard-RCDs stromabwärts an einzelnen Stromkreisen. Wenn ein Fehler in einem Abzweigstromkreis auftritt, löst der stromabwärtige RCD zuerst aus, wodurch andere Stromkreise mit Strom versorgt bleiben.
Zusammenfassung des Flussdiagramms zur RCD-Typauswahl
- Nur ohmsche Lasten (selten) → Typ AC akzeptabel, aber Typ A ist sicherer
- Moderne Wohn-/Gewerbegebäude (Geräte, Elektronik) → Typ A Minimum
- EV-Ladung, Solar-PV, Drehstrom-Frequenzumrichter → Typ B oder RCD-DD
- Kaskadenschutz (Haupteingang) → Typ S
Was ist ein MCB (Miniature Circuit Breaker)?
Ein Miniatur-Leistungsschalter (MCB) ist ein automatisch betätigter elektrischer Schalter, der elektrische Stromkreise vor Schäden durch Überstrom schützt – entweder durch längere Überlastung oder plötzlichen Kurzschluss. MCBs werden durch IEC 60898-1:2015+Amendment 1:2019 für Haushalts- und ähnliche Installationen geregelt und haben Sicherungen in modernen Verteilern weltweit weitgehend ersetzt, da sie rückstellbar, schneller und zuverlässiger sind.
Was einen MCB von einem einfachen Ein-/Ausschalter unterscheidet, ist sein Dual-Schutzmechanismus: thermischer Schutz für anhaltende Überlasten (120-200 % des Nennstroms über Minuten) und magnetischer Schutz für Kurzschlüsse und schwere Fehler (Hunderte bis Tausende Prozent über dem Nennstrom, Auslösung in Millisekunden).
Wovor MCBs schützen:
- Überlädt: Ein Stromkreis, der für 16 A ausgelegt ist und kontinuierlich 20 A führt. Die Kabelisolierung erwärmt sich langsam über ihre Nennleistung hinaus, versagt schließlich und kann einen Brand verursachen. Das thermische Element des MCB erkennt diesen längeren Überstrom und löst aus, bevor es zu Isolationsschäden kommt.
- Kurzschlüsse: Ein Fehler erzeugt eine Schraubverbindung zwischen stromführendem und neutralem Leiter (oder stromführendem Leiter und Erde), wodurch ein Fehlerstrom entsteht, der nur durch die Quellimpedanz begrenzt wird – potenziell Tausende von Ampere. Das magnetische Element des MCB löst in 5-10 Millisekunden aus, löscht den Lichtbogen und verhindert die Verdampfung des Kabels.
Wovor MCBs NICHT schützen: Stromschlag durch Erdschluss. Ein Strom von 30 mA durch den Körper einer Person reicht mehr als aus, um zu töten, aber er liegt bei weitem nicht an der Schwelle, die erforderlich ist, um selbst den empfindlichsten MCB auszulösen.
Pro-Tipp #4: Überprüfen Sie Ihre MCB-Nennwerte anhand Ihrer Kabelstrombelastbarkeit (CCC). Der MCB sollte auf oder unter der CCC des Kabels ausgelegt sein, um sicherzustellen, dass der MCB auslöst, bevor sich das Kabel überhitzt.
So funktionieren MCBs: Das Dual-Guardian-System
In jedem MCB befinden sich zwei unabhängige Schutzmechanismen, die jeweils für eine andere Bedrohung optimiert sind: Der thermische Wächter (Bimetallstreifen) für anhaltende Überlasten und Der magnetische Scharfschütze (Magnetspule) für sofortige Kurzschlussfehler.
Der thermische Wächter: Bimetallstreifenschutz
Stellen Sie sich zwei verschiedene Metalle vor – typischerweise Messing und Stahl – die zu einem einzigen Streifen verbunden sind. Wenn Strom durch dieses Bimetallelement fließt, tritt ohmsche Erwärmung auf. Aber hier ist der clevere Teil: Die beiden Metalle dehnen sich unterschiedlich stark aus. Messing dehnt sich schneller aus als Stahl. Wenn sich der Streifen erwärmt, führt die unterschiedliche Ausdehnung dazu, dass er sich vorhersehbar in eine Richtung biegt.
Wenn Ihr Stromkreis Nennstrom führt (z. B. 16 A an einem C16 MCB), erwärmt sich der Bimetallstreifen bis zum Gleichgewicht, biegt sich aber nicht weit genug, um auszulösen. Wenn Sie den Stromkreis auf 130 % des Nennstroms (20,8 A) bringen, beginnt sich der Streifen spürbar zu biegen. Bei 145 % (23,2 A) biegt sich der Streifen so weit, dass er eine mechanische Verriegelung löst, die Kontakte öffnet und den Stromkreis unterbricht.
Der magnetische Scharfschütze: Sofortige elektromagnetische Auslösung
Bei Kurzschlüssen und schweren Fehlern ist das Warten von auch nur wenigen Sekunden zu langsam. Fehlerstrom kann Kupfer verdampfen und nahegelegene Materialien in weniger als 100 Millisekunden entzünden. Hier kommt die magnetische Auslösung ins Spiel – der sofortige Schutz des MCB.
Um einen Abschnitt des Strompfads des MCB ist eine Magnetspule gewickelt. Unter normalem Stromfluss ist das von dieser Spule erzeugte Magnetfeld nicht stark genug, um etwas zu betätigen. Aber wenn Fehlerstrom auftritt – sagen wir, 160 A an demselben C16 MCB (10× Nennstrom) – wird das Magnetfeld stark genug, um einen ferromagnetischen Kolben oder Anker zu ziehen, die Verriegelung mechanisch auszulösen und die Kontakte zu öffnen.
Dies geschieht in 5-10 Millisekunden. Keine Erwärmung erforderlich. Keine Zeitverzögerung. Nur reine elektromagnetische Kraft proportional zum Strom.

MCB-Auslösecharakteristiken: B, C und D verstehen
Jede elektrische Last hat einen stationären Betriebsstrom und einen Einschaltstrom– die kurze Stromspitze, wenn die Last zum ersten Mal eingeschaltet wird. Wenn Sie einen Motorkreis mit dem falschen MCB schützen, löst der Einschaltstrom des Motors jedes Mal die magnetische Auslösung aus, wenn Sie den Motor starten. Aus diesem Grund definiert IEC 60898-1 drei Auslösecharakteristiken:
Typ B: Niedriger Einschaltstrom (3-5× In)
Typische Anwendungen: Rein ohmsche Lasten (Elektroheizungen, Glühlampenbeleuchtung), lange Kabelstrecken, bei denen der Fehlerstrom durch die Impedanz auf natürliche Weise begrenzt wird.
Wann Typ B zu vermeiden ist: Jeder Stromkreis mit Motoren, Transformatoren oder Schaltnetzteilen.
Typ C: Allzweck (5-10× In)
Typische Anwendungen: Allgemeine Beleuchtung (einschließlich LED), Heiz- und Kühlgeräte, Stromkreise für Wohn- und Gewerbegebäude, Bürogeräte.
Standardauswahl: Wenn Sie sich nicht sicher sind, welchen Typ Sie angeben sollen, und die Anwendung nicht explizit einen hohen Einschaltstrom aufweist, wählen Sie standardmäßig Typ C. Er deckt 90% der Anwendungen ab.
Typ D: Hoher Einschaltstrom (10-20× In)
Typische Anwendungen: Direktstarter für Motoren, Transformatoren, Schweißgeräte.
Wann Typ D obligatorisch ist: Motoren mit hohen Anfahrdrehmomentanforderungen oder häufigen Start-Stopp-Zyklen.
Pro-Tipp #5: Die falsche Auswahl der MCB-Charakteristik ist die #1 Ursache für Beschwerden über Fehlauslösungen. Passen Sie die Charakteristik an die Last an.
RCD vs. MCB: Die Hauptunterschiede
| Feature | RCD | MCB |
|---|---|---|
| Schützt | Personen (Schock) | Stromkreise & Geräte (Brand/Schaden) |
| Methode | Erkennt Stromungleichgewicht (Leckage) | Erkennt Stromstärke (Wärme/Magnetisch) |
| Empfindlichkeit | Hoch (mA) | Niedrig (Ampere) |
| Blinder Fleck | Überlastung/Kurzschluss | Erdschluss |
Wann RCD vs. MCB verwenden: Anwendungsleitfaden
Die Frage ist nicht “RCD oder MCB?”, sondern “Wo brauche ich RCD zusätzlich zu MCB?”
Szenarien, die RCD-Schutz erfordern (zusätzlich zu MCB)
- Nasse und feuchte Standorte: Badezimmer, Küchen, Waschküchen, Außensteckdosen (NEC 210.8, BS 7671 Abschnitt 701).
- Steckdosen: Steckdosen, die wahrscheinlich tragbare Geräte versorgen.
- TT-Erdungssysteme: Wo die Erdschleifenimpedanz für MCB allein zu hoch ist.
- Spezifische Geräte: EV-Ladung, Solar-PV, medizinische Standorte.
Szenarien, in denen MCB allein ausreichend ist
- Feste Geräte in trockenen Räumen (für Laien unzugänglich).
- Beleuchtungskreise in trockenen Räumen (abhängig von den örtlichen Vorschriften).
- Separate Stromkreise für feste Lasten wie Warmwasserbereiter (nicht-feuchte Bereiche).
Profi-Tipp #6: Im Zweifelsfall fügen Sie den RCD hinzu. Die zusätzlichen Kosten sind im Vergleich zu den Kosten einer Stromschlagverletzung geringfügig.

Kombination von RCD und MCB für vollständigen Schutz
Ansatz 1: Separate RCD + MCB
Installieren Sie einen RCD stromaufwärts (näher an der Quelle), der eine Gruppe von MCBs stromabwärts schützt.
- Vorteil: Kostengünstig.
- Nachteil: Wenn der RCD auslöst, verlieren alle nachgeschalteten Stromkreise die Stromversorgung.
Ansatz 2: RCBO (Fehlerstromschutzschalter mit Überstromschutz)
Ein RCBO kombiniert RCD- und MCB-Funktionalität in einem einzigen Gerät.
- Vorteil: Unabhängiger Schutz pro Stromkreis. Bessere Fehlerdiagnose.
- Nachteil: Höhere Kosten pro Stromkreis.

Häufige Installationsfehler und wie man sie vermeidet
- Fehler #1: Verwendung von MCB allein in feuchten Umgebungen. Behebung: Installieren Sie einen 30-mA-RCD-Schutz.
- Fehler #2: Falscher RCD-Typ für moderne Lasten. Behebung: Verwenden Sie Typ A oder Typ B für drehzahlvariable Antriebe/EVs.
- Fehler #3: Gemeinsame Neutralleiter über RCD-geschützte Stromkreise. Behebung: Stellen Sie sicher, dass jeder RCD-Stromkreis einen dedizierten Neutralleiter hat.
- Fehler #4: Überdimensionierter MCB für Kabelbelastbarkeit. Behebung: Wählen Sie MCB-Nennstrom ≤ Kabel CCC.
- Fehler #5: Ignorieren der RCD-Testtaste. Behebung: Vierteljährlich testen.
Häufig Gestellte Fragen
Kann ich einen MCB durch einen RCD ersetzen?
Nein. Ein MCB schützt vor Überstrom; ein RCD schützt vor Stromschlag. Sie benötigen beides.
Wie oft sollte ich meinen RCD testen?
Jeden RCD testen mindestens vierteljährlich (alle 3 Monate) mit der eingebauten Testtaste.
Warum löst mein RCD ständig aus?
Häufige Ursachen sind echte Erdschlüsse, kumulative Ableitströme durch zu viele Geräte, transiente Überspannungen oder Fehler in der gemeinsamen Neutralleiterverdrahtung.
Standards & Quellen Referenziert
- IEC 61008-1:2024 (RCCBs)
- IEC 61009-1:2024 (RCBOs)
- IEC 60898-1:2015+A1:2019 (MCBs)
- IEC 62955:2018 (RDC-DD für EVs)
- NEC 2023 (NFPA 70)
- BS 7671:2018+A2:2022
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